Rituale

Erzählen
wirkt Wunder

Die Schule für Märchen und Erzählkultur

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Ausbildung Modul III: Integratives Erzählen

Integrative Märchenarbeit

Die Märchen bieten mit ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen vielfältige Möglichkeiten, um Wandlungs- und Entwicklungsthemen auf tiefgreifende Art zu vermitteln und aufzunehmen. In der Integrativen Märchenarbeit können sich die hilfreichen Komponenten der Märchen entfalten und bieten vielfältige Möglichkeiten für 

Anmeldung

 

Ausbildungsleitung
Djamila Jaenike, Märchenpädagogin, Redakteurin Fachzeitschrift Märchenforum, Präsidentin Mutabor Märchenstiftung und Herausgeberin von Märchenanthologien

Erfahrungsschatz
Erfahrungsreichtum aus über dreissig Jahren Seminartätigkeit im Bereich Märchen und Erzählkultur mit mehr als 30 Seminaren pro Jahr, über fünfzig Erzählausbildungen und zahlreichen begleiteten mehrjährigen Weiterbildungsreihen und Wochenendseminaren. Märchen und Erzählkunst ist nicht nur unser Beruf, wir erleben es auch als Berufung. Als Teil der Mutabor Märchenwelt teilen wir die Begeisterung für das Erzählen mittlerweile mit vielen hundert Menschen und freuen uns, wenn wir das Zeitlose der Märchen gemeinsam in die heutige Zeit integrieren können. 

 

Inhalt der Ausbildung

​​​​​Die überlieferten Märchen bewahren viel Wissen über die Entwicklungszyklen des Lebens. In ihrer Symbolsprache werden verborgene Lösungen entdeckt, die auch die Heldinnen und Helden nutzen. Sie entsprechen Lebensthemen rund um persönliche Entfaltung, Glückssuche und eigene Bestimmung. Diese spannenden Rhythmen werden genauer betrachtet und als integrativer Ansatz für biographische Erkenntnisse genutzt. Auf der Basis von thematisch gefassten Märchen unterschiedlicher Kulturen werden die Botschaften der überlieferten Geschichten erfahrbach gemacht und Möglichkeiten für den Einsatz im privaten, beruflichen oder künstlerischen Bereich erarbeitet.

1. Seminar: Einführung in die Integrative Märchenarbeit · Ursprung und Winter 
Traditionelle Märchen folgen einem Entwicklungsmuster. Mit dessen Hilfe können Lösungswege entdeckt und starke Bilder für die Erarbeitung von neuen Zielen gefunden werden. Dieser rote Faden folgt den Reifeschritten der Heldinnen und Helden und findet sich auch in zahlreichen kalendarischen und biografischen Ritualen wieder. Der Winter, die Zeit der Einkehr, bereitet einen Neuanfang vor. Dieser Neubeginn drückt sich deutlich in der ersten Entwicklungsstufe aus, die die Handlung in den Märchen antreibt.

2. Seminar: Suchwanderung und Initiation · Helfer auf dem Lebensweg • Frühling und Luft
In den Märchen sind Bruchstücke von alten Übergangs-Bräuchen erhalten geblieben. Sie erzählen vom Wechsel in die Welt der Erwachsenen und zur Dimension des Mann- und Frauseins. Die Heldinnen und Helden begeben sich auf die Suche nach ihrer Bestimmung. Sie begegnen helfenden Gestalten und erhalten Rat. Sie erheben sich über ihre alte Welt und entdecken ganz neue Möglichkeiten.

3. Seminar: Die Kraft der Herausforderung • Rückbesinnung auf Ressourcen • Sommer und Feuer
Ein wichtiges Element der Heldenreise in den überlieferten Märchen sind die Aufgaben, die die Heldinnen und Helden meistern müssen. Durch diese Herausforderungen werden wichtige Erkenntnisse gewonnen und verborgene Ressourcen entdeckt. Sie stellen sich die Frage nach ihren Wurzeln und dem richtigen Platz in ihrem Leben.

4. Seminar: Neue Perspektiven entdecken und Ziele erreichen · Herbst und Erde
In den weiteren Entwicklungschritten kommen die Heldinnen und Helden ihrem Ziel immer näher. Aus dem Mangel entsteht Fülle, es wird eine Hoch-Zeit gefeiert, bei der sich männliche und weibliche Elemente vereinigen. Ein wichtiges Thema ist das Finden der eigenen Bestimmung. Oft führt der Weg über eine erweiterte Perspektive, die zeigt, welche verborgenen Kräfte nun ans Licht kommen. 

5. Seminar: Vom Lebenskreis bis zu den Ahnen · Rituale • Element Wasser
In den Märchen werden Zeiten und Räume überwunden: Die Held/innen tauschen sich mit Verstorbenen aus, sie kommunizieren mit dem Tod, verhandeln über ihr Schicksal und lernen, sich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen. Der Segen der Vorfahren und Ahninnen stärkt die Menschen bei den wichtigen Schritten im Leben. So ist jeder Abschied ein Neubeginn – neue Abenteuer warten und der Zauber der Märchen liegt über allem.

Arbeitsweisen

Märchen: Strukturelle Lebensweggeschichten
Lange vor der Verschriftlichung gaben die Ältesten ihre Weisheit in Form von Geschichten weiter. Mit ihren Erzählungen führten sie an ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge des Lebens heran. Die symbolhafte Bildsprache erlaubt den Zuhörenden, die Entwicklungen in Mythen und Märchen zu individualisieren und sie auf das eigene Leben zu übertragen. Die den Märchen innewohnende Kraft und Weisheit ist so vielfältig einsetzbar, wie ihre kulturelle Erscheinungsform fast unendlich ist.

Biografiearbeit: Der Weg zur Individuation
Der Anfang eines Lebens ist wie eine weisse Leinwand, die mit den Farben des Lebens bemalt wird. So bedeutet auch das Wort Biografie so viel wie «Das Leben malen». Wie die Heldinnen und Helden im Märchen folgt das Leben einer Art geheimem Rhythmus, der sich wie ein goldener Faden durch einen Lebenslauf zieht. In Übereinstimmung mit den Entwicklungsstufen der Märchen können die Lebensmuster wie in einem Kaleidoskop neu betrachtet werden.

Symbolhafte Integration 
Märchen weisen eine grosse Anzahl von Ritualen auf, die den Symbolgehalt wichtiger Handlungen verstärken und einschneidende Ereignisse besser bewältigen und verarbeiten lassen. In unserem Alltag sind viele Bräuche und Traditionen verborgen, die das Weitergeben von Wissen über Generationen erhalten. Bewusst eingesetzt und wieder verbunden mit der Kraft der überlieferten Geschichten, werden sie zum Träger für unterstützende Impulse in den Wechselzeiten des Lebens.

Zertifikat
Die Teilnehmenden erarbeiten an Beispielmärchen und Biografiearbeit die Grundlagen der Integrativen Märchenarbeit und dokumentieren damit zwischen den Seminaren die persönliche Umsetzung der gelernten Techniken. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Teilnehmer/innen ein Zertifikat.

 

Ausbildungsdaten

  1. ​​​04./05.12.2027 
  2. 18./19.03.2028 
  3. 24./25.06.2028
  4. 14./15.10.2029
  5. 03./04.02.2029

Seminarzeiten: Samstag 9.30 bis Sonntag 16.20 Uhr. 
Terminänderungen möglich

 

Ausbildungskosten

Seminarkosten
Fr. 1950.- inkl. Materialkosten. Nach Bestätigung des Ausbildungsplatzes ist eine Anzahlung von Fr. 195.-  fällig (10%). Der Restbetrag ist bei Seminarbeginn fällig.

Mitgliedschaft im Netzwerk Mutabor Märchenkultur
Zur Ausbildung gehört die Mitgliedschaft im Netzwerk Mutabor Märchenkultur mit Zugang zu mehreren tausend Märchen, Hintergrundinformationen, Lernmaterial und Werbevorlagen für die Öffentlichkeitsarbeit und das Abonnement der Zeitschrift Märchenforum mit zahlreichen Beiträgen rund um die Märchenarbeit.
Kosten Mitgliedschaft pro Jahr: CHF/Euro 99.-,inkl. Abonnement Märchenforum

Hotelpauschale
Die Hotelpauschale wird direkt an das Seminarhaus bezahlt (mit oder ohne Übernachtung). Wir empfehlen allen Teilnehmenden im Seminarhaus zu übernachten. 

 Voraussetzung und Anmeldung

Abgeschlossene Ausbildung Märchen erzählen (bis und mit Seminarwoche) (Modul I). Modul II und III können in beliebiger Reihenfolge absolviert werden.
Anmeldung

 

Vor langer Zeit ...

lebten die Menschen einmal in grosser Gefahr. Da ging ein Weiser in den Wald zu einem alten Baum, entzündete eine Kerze und sprach heilsame Worte. Die Menschen schöpften Mut daraus und konnten die Gefahr besiegen.

Eine Generation später drohte wieder Gefahr und ein Schüler des Weisen ging in den Wald zu dem alten Baum. Er kannte die Worte nicht mehr, doch er entzündete eine Kerze und die Menschen bekamen genug Kraft und Trost, um die Bedrohung abzuwenden.

Als eine Generation später wieder Unheil drohte, wussten die Menschen den Weg zu dem Baum nicht mehr, die heilsamen Worte waren verloren, doch sie entzündeten eine Kerze und fanden die Kraft, um das Unheil abzuwehren.  

Jahre vergingen, und als die Menschen wieder in Bedrängnis kamen, kannten sie den Platz im Wald nicht mehr, die heilsamen Worte waren verloren gegangen und sie hatten auch keine Kerze, die sie entzünden konnten. In ihrer Not erzählten sie sich jedoch diese Geschichte und fanden die Kraft, die Gefahr zu bannen.

Fassung Djamila Jaenike, nach einer jüdischen Legende